Paris Centre Pompidou 16. Dezember 2015 – 18. April 2016

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Anselm Kiefer

Das Centre Pompidou feiert den deutschen Künstler Anselm Kiefer und seine mythenschwere Bilderwelt mit einer umfangreichen Retrospektive. Seit den neunziger Jahren lebt und arbeitet Kiefer in Frankreich, wo er wie ein Maler-Fürst verehrt wird und dieses Cliché gleichwohl erfüllt, wenn er im bodenlangen schwarzen Mantel im Collège de France in Paris doziert.

Während die deutsche Kritik den monumentalen Bildformaten und historisch-mythologischen Sujets , wie etwa in “ Deutschlands Geisteshelden“ oder „Parsifal“ (beide 1973), seit jeher skeptisch gegenübertritt, verehren die Franzosen die expansiven Atelierlandschaften und ihre Bedeutungschwere.

Kiefers Werk dokumentiere, wie sehr der Künstler mit der deutschen Geschichte, mit dem Holocaust und der Gleichschaltung der Kunst und Kultur durch die Nazis ringen würde: Er eigne sich in seinen Bildern die Überwältigungsästhetik der Nationalsozialisten an, um sie solchermaßen bloßzustellen und zu überwinden.

Da hilft es nur wenig, dass Kiefer schon bald seine Sujets ausgedehnt hatte, auf die jüdische Mystik, auf die Themen Alchemie und Kabbala oder auch ferne Kulturen von Indien bis nach Südamerika in seine Bildwelten integrierte.

Die Ausstellung zeigt indes mit 500 Arbeiten von den 60er Jahren bis zur Gegenwart, mit über 60 Gemälden, Installationen, Zeichnungen und Büchern die gesamte Bandbreite seines Schaffens und bietet damit eine wunderbare Möglichkeit, sich auch in Frankreich um eine differenzierte und entideologisierte Sicht von Kiefers Werk zu bemühen.

Im Forum, dem Eingangsbereich von Beaubourg, bildet eine monumentale Installation den Auftakt zur Ausstellung: Neben bevorzugten Materialien des Künstlers wie Asche, Blei und Metall eröffnen tausende vom Künstler selbst aufgenommene Fotografien den Einblick in das Universum Kiefer.