Paris Palais de Tokyo 12. Oktober – 18. Dezember 2016

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Carte blanche à Tino Sehgal

Tino Sehgal räumt die Kunst aus dem Museum, in diesem Fall dem Palais de Tokyo und verwickelt Besucher in Gespräche. Was ist ein Rätsel, was ist Fortschritt, kennen Sie „la bouse“ (Kuhfladen) sind Fragen, die Laiendarsteller aus dem Sehgal-Team im intimen Zwiegespräch stellen, wahlweise auf Französisch oder Englisch. Man ist überrascht über die Leichtigkeit, mit der sich interessante, zuweilen abstruse Gespräche ergeben.

Nur kurzzeitig kann der Besucher aufatmen: Bei den eingestreuten Tanzsituationen, in denen die Bewegungen der Tänzer an aufflatternde Vogelschwärme erinnern. Bis sich wieder eine Frau, ein Mann, ein Kind aus der Menge löst und sich erneut ein Gespräch entwickelt.

Sehgals Werke ereignen sich nur in der Begegnung und hinterlassen keine materiellen Spuren. Es gibt keinen Katalog, lediglich die Aufführungsrechte können erworben werden. Mit seiner Kunst der Immaterialität vertritt er eine einzigartige Position, die aber kaum Spielraum zur Weiterentwicklung lässt. 

Um diesem Dilemma der Redundanz und des Ephemeren zu entgehen, bezieht der Künstler unlängst Objekte anderer Künstler in seine eigene Ausstellung ein. In Paris ist es der Perlenvorhang von Félix Gonzàlez-Torres, mit dem Sehgal dem Konzeptkünstler eine Referenz erweist. Neben der Einkleidung des Foyers mit Spiegeln und buntem Glas von Daniel Buren lässt Pierre Huyghe den Herzschlag einer Performerin, den CO2-Gehalt eines Saals und die Bewegungen der Mäuse im Keller messen. Bei steigender Temperatur wirkt sich das auch auf die Krebszellen in einer Petrischale aus und beeinflusst einen komplexen Rhythmus, in dem Wasser von der Decke tropft und Lampen von Philippe Pareno an- und ausgehen.

Freitags lädt die Choreographin Isabell Lewis die Besucher im entkernten Palais de Tokyo zum Austausch mit Geruchsmaschine ein und knüpft damit wieder an das Immaterielle von Sehgals Kunst an. 

 

Palais de Tokyo