Martin Kasper verbindet in seinen Architekturbildern reale und imaginäre Räume miteinander. In der aktuellen Zusammenschau gemalter Räume öffnen sich immer wieder Fenster und Türen, die Ein- und Durchblicke in andere Räume freigeben. Diese Öffnungen und Ausblicke ermöglichen eine Passage zwischen den Raumgefügen und damit eine Durchlässigkeit, die das scheinbar Statische der Darstellungen relativiert.
Transparenzen, Spiegelungen, Licht und Schatten führen den Betrachter durch das Bild, dessen Blick im wiedergegebenen Zentralraum, dem Künstleratelier, Treppenhaus, der Fabrikhalle oder dem Tischtennisraum genuin verankert ist.
Mit einer die Realität suggerierenden Präzision der Bilder verleiht der Künstler dem Nebeneinander und der Gleichzeitigkeit des Raumgefüges einen bildnerischen Ausdruck. Grundlage hierfür können ein fotografisches Bild sein, eigene Zeichnungen oder digital überarbeitete Fotografien, die collageartig zusammengesetzt, dekonstruiert und zu neuen Bildfindungen formiert werden.
Bei genauer Betrachtung offenbart sich indes das spezifisch Malerische der Werkserie: Die Vorlageblätter verflüchtigen sich in Bildfindungen, deren malerischer Gestus bei aller zentralperspektivischer Perfektion das Bild als Malerei kennzeichnet. Kraftvoll und farbintensiv fordert Kaspers dynamische Bildsprache den Innenraum als Bildgegenstand heraus und versetzt ihn, wie bei der Serie der staircases, in schwindelerregende Wirbel.
Martin Kaspers Raumbilder evozieren auf den ersten Blick Verlassenheit. Die Abwesenheit von Menschen bringt die bewegungslose Ruhe und Statik des leeren Raums mit sich. Dem Eindruck vom Stillstand, als ob diese Orte fotografische Stilleben oder Darstellungen einer verlassenen Welt seien, setzt Kasper indes mit seiner virtuosen Malweise und zum Teil futuristisch anmutenden Formensprache etwas Antithetisches entgegen.
Die Offenheit lädt den Betrachter dazu ein, die Bilder mit narrativem Inhalt zu füllen – wie bei einem leeren Bühnenbild. In unserer von Bildmedien bestimmten Zeit reagiert Kaspers Malerei auf die Beschleunigung der Bilder und wirft den Betrachter auf sich selbst zurück.